KAMMERTON a
Bruno lasset uns ein Fenster machen, höre ich Ezra in meinem Rücken flüstern. Ich wende mich abrupt um und sehe, dass er ein Buch in der Hand hält. Ezra ist verändert in letzter Zeit, da gibt es nichts zu beschönigen. Was faselst du da, frage ich, aber er zuckt bloß die Achseln. Nach einer Weile fragt er mich, ob ich ihm zur Hand gehen kann. Wobei, frage ich, weiss aber natürlich, was Ezra vorhat. Tatsächlich ist es mir geradezu ein Vergnügen ihn mit meiner Mithilfe in eine Femme fatale zu verwandeln. Neulich ist Anton vorbeigekommen, gerade als ich letzte Hand an Ezras Frisur gelegt habe. Er hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber da er Ezra schon lange kennt, viel länger als ich, weiss er natürlich um seine Vorlieben. Wie siehst du denn aus, hat er gefragt, aber keine Antwort bekommen, weil Ezra in sein Spiegelbild versunken gewesen ist. Nichtbeachtung macht Anton wütend wie nichts anderes. Bist du taub, hat er gefragt, ich rede mit dir. Ezras gleichgültiges Achselzucken hat dann dem Faß den Boden ausgeschlagen. Anton ist auf Ezra zugegangen, hat ihn an der Schulter gepackt und zu Boden gestoßen. Ezra hat zu kreischen begonnen, ich habe ihm wieder auf die Füsse geholfen und zugesehen, dass sich die Lage beruhigt. Das ist doch ein Tollhaus hier, hat Anton gesagt und nach dem Buch gegriffen, das auf Ezras Tischchen gelegen ist. Er hat mit hochgezogenen Brauen darin geblättert und mehrfach den Kopf geschüttelt. Du guter Gott, hat er gesagt, was soll das heißen. Bruno, lasset uns ein Fenster machen. Ezra hat ihm das Buch aus der Hand genommen, sorgsam die Seiten geglättet und es in seine Jackentasche geschoben. Antwortet mir hier vielleicht auch einmal jemand, hat Anton gesagt und sich zu mir gewandt. Er hat mir an den Kopf geworfen, dass ich ja eigentlich an allem schuld bin. Hätten sich deine und Ezras Wege nicht gekreuzt, wäre alles gänzlich anders verlaufen, hat er hinzugefügt und mir Schläge angedroht. Das hat aber sogleich Ezra auf den Plan gerufen. Er hat sich schützend vor mich gestellt und Anton die Tür gewiesen. Ich habe, um das Maß voll zu machen, gefragt, ob er, bevor er geht, noch eine Tasse Tee möchte. Daraufhin ist er hinausgestürmt, hat die Tür hinter sich zugeschlagen und den Schlüssel im Schloß umgedreht. Sperrt uns glatt ein, hat Ezra gesagt, schreckt tatsächlich vor nichts zurück. Um sich zu beruhigen, hat er nach seiner Flöte gegriffen und sein Lieblingslied gespielt. Ich habe mich an das Fenster gestellt, Anton im Schuppen verschwinden sehen und mich einer schlimmen Vorahnung nicht erwehren können. Komm her, schnell, habe ich zu Ezra gesagt, sieh dir das an. Um beide zugleich aus dem Fenster sehen zu können, haben wir unsere Wangen aneinander legen müssen. Wir haben zugesehen, wie Anton sich mit mehreren langen Brettern und dem Handwerkskasten abgemüht hat. Wenn er uns nicht eingesperrt hätte, könnten wir ihm zu Hilfe kommen, hat Ezra gesagt und sich ausschütten wollen vor Lachen. Er will unsere Fenster vernageln, habe ich gesagt und Ezra aufgefordert, ein wenig mehr Ernst an den Tag zu legen. Lasset uns ein Fenster machen, habe ich ihn neben mir sagen hören. Dann hat er wieder nach seiner Flöte gegriffen.